Ein engagierter Vorstand und ein engagiertes Führungsteam sind entscheidend für eine erfolgreiche Dekarbonisierung Ihres Unternehmens. Die Einbindung Ihres Vorstands ist nicht immer ein geradliniger Prozess, und die Ansätze müssen an Ihr Unternehmen angepasst werden. Diese Anleitung bietet jedoch einen schrittweisen Ansatz, um darüber nachzudenken, wie Sie Ihre Führungsebene in die Dekarbonisierung einbeziehen können.
Weitere Informationen darüber, was ein engagierter Vorstand für die Dekarbonisierung eines Unternehmens bewirken kann, finden Sie hier.
1. Auf die Führungsebene zugehen
Der Einstieg kann herausfordernd sein – besonders in großen Unternehmen, in denen der direkte Draht zur Geschäftsführung fehlt. Eine Strategie ist, eine:n Fürsprecher:in auf C-Level zu gewinnen, der oder die das Thema Dekarbonisierung von oben vorantreibt. Diese Person kann dann ein Training auf Vorstandsebene anstoßen, um das Bewusstsein zu schärfen und weitere Führungskräfte ins Boot zu holen. Dafür bietet sich beispielsweise eine Präsentation eures Nachhaltigkeitsteams an, in der der aktuelle Emissionsstatus und die Vorteile der Reduktion erläutert werden.
2. Führungsebene vom Mehrwert überzeugen
Nachhaltigkeit ist nicht automatisch ein zentraler Bestandteil strategischer Entscheidungen. Daher kann es nötig sein, die Führungsebene von der Relevanz der Dekarbonisierung – und nachhaltigen Unternehmensführung insgesamt – zu überzeugen.
Heben Sie unternehmensspezifische Klimarisiken hervor
Ein zentraler Ansatz besteht darin, die Emissionshotspots Ihres Unternehmens zu identifizieren, klimabezogene Risiken und Chancen zu bewerten, sich mit Branchenstandards und Wettbewerbern zu vergleichen und die Notwendigkeit einer Ausrichtung an den Erwartungen der Stakeholder sowie die moralische Verantwortung für Klimaschutz zu betonen.
Den wirtschaftlichen Nutzen der Dekarbonisierung verdeutlichen
Dekarbonisierung erfordert zweifellos erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen. Wie also überzeugen Sie Ihre Führungsebene, einen Teil der begrenzten Unternehmensressourcen in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren? Der entscheidende Faktor ist der nachweisbare wirtschaftliche Nutzen. Studien zeigen, dass nachhaltiges Wirtschaften langfristig mit einer besseren finanziellen Performance korreliert. Nachhaltigkeit sollte daher ein strategischer Schwerpunkt für jedes Unternehmen sein, das sich einen Wettbewerbsvorteil und die damit verbundenen finanziellen Chancen sichern möchte.
Dekarbonisierung kann Ihrem Unternehmen dabei helfen:
Zugang zu Kapital zu verbessern
Zugang zu Kapital zu verbessern
Etwa 85 % der Chief Investment Officer geben an, dass ESG ein wesentlicher Faktor bei ihren Investitionsentscheidungen ist, und sie ziehen oft Unternehmen mit soliden Nachhaltigkeitspraktiken vor. Unternehmen, die kontinuierlich ihre Nachhaltigkeitsbemühungen stärken, werden daher ein breiteres Spektrum von Investoren anziehen und Kapital effizienter beschaffen.
Die Ressourceneffizienz zu verbessern
Die Ressourceneffizienz zu verbessern
Unternehmen, die Maßnahmen zur Verbesserung der Betriebseffizienz identifizieren und umsetzen, den Energieverbrauch minimieren und die Abfallerzeugung reduzieren, können ihre Gewinne durch erhebliche Kosteneinsparungen maximieren, wie z. B. niedrigere Energierechnungen, reduzierte Rohstoffnutzung und optimierte Lieferkettenabläufe. Dieser Ansatz hilft Unternehmen, den steigenden Betriebskosten zu begegnen, wie den tatsächlichen Kosten für Wasser oder Kohlenstoff. Laut einer Studie von McKinsey hebt ein Potenzial für eine Steigerung der Betriebsgewinne um 60 % durch die Senkung der Ressourcenkosten hervor.
Das Markenimage zu stärken
Das Markenimage zu stärken
Unternehmen, die sich aktiv für soziale und ökologische Verantwortung einsetzen, können sich dadurch von anderen Unternehmen abheben und stärkere Bindungen zu Kund:innen aufbauen, die Wert auf nachhaltige Geschäftspraktiken legen. Studien zeigen, dass Nachhaltigkeit einen wesentlichen Einfluss auf die Markenwahrnehmung hat. Eine aktuelle Analyse ergab, dass Marken mit einem Fokus auf Dekarbonisierung bis zu 23,4 % ihres Markenwerts ihrer nachhaltigen Reputation zuschreiben. Gleichzeitig gaben 54 % der Verbraucher:innen an, nicht mehr bei Unternehmen zu kaufen, die in ihrer Nachhaltigkeitskommunikation irreführend sind.
Regulatorische Anforderungen zu erfüllen
Regulatorische Anforderungen zu erfüllen
Unternehmen, die frühzeitig auf neue regulatorische Vorgaben reagieren, minimieren das finanzielle und reputative Risiko von Strafen und rechtlichen Konsequenzen im Zusammenhang mit ESG-Regularien. Ein Beispiel: Firmen, die den Anforderungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) nicht nachkommen, drohen Geldstrafen von bis zu 10 Millionen Euro oder 5 % des Jahresumsatzes. Compliance ist daher nicht nur eine gesetzliche Notwendigkeit, sondern auch ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.
Mitarbeiter:innen aktiv einzubinden
Mitarbeiter:innen aktiv einzubinden
Nachhaltigkeit wird für Beschäftigte immer wichtiger – und Unternehmen, die das Thema strategisch priorisieren, profitieren von höherer Produktivität, stärkerer Mitarbeiterbindung und mehr Engagement. Studien zeigen, dass Unternehmen mit einer Nachhaltigkeitsstrategie die Produktivität ihrer Mitarbeitenden um 16 % steigern konnten. Zudem erzielen Unternehmen mit hoch engagierten Mitarbeitenden ein 2,3-mal höheres Umsatzwachstum als solche mit geringerem Engagement.
CO₂-Kosten zu senken
CO₂-Kosten zu senken
Unternehmen, die ihre Emissionen nicht aktiv überwachen und reduzieren, müssen mit steigenden externen Kosten rechnen. Während Emissionshandelssysteme (ETS) CO₂-Emissionen bereits teuer machen, sind die CO2-Steuern in der EU gestiegen – von umgerechnet 16,36 USD pro Tonne im Jahr 2018 auf über 96,29 USD im Jahr 2023 (+488,57 %). Frühzeitige Maßnahmen zur Dekarbonisierung können daher langfristig erhebliche Kosten einsparen.
3. Klare Zielsetzung definieren
Ein engagiertes Führungsgremium sollte zu messbaren Ergebnissen führen – denn ohne konkrete Maßnahmen bleiben Bekenntnisse zur Dekarbonisierung reine Lippenbekenntnisse. Welche konkreten Ergebnisse für Ihr Unternehmen sinnvoll sind, hängt von Ihren Dekarbonisierungszielen und Ihrem Ansatz ab. Mögliche Resultate könnten sein:
Eine interne Selbstverpflichtung zu Nachhaltigkeit
Verabschiedung und externe Veröffentlichung von Dekarbonisierungszielen
Bereitstellung eines eigenen Dekarbonisierungsbudgets und entsprechender Ressourcen
Verankerung von Dekarbonisierungs-KPIs in den Leistungsbewertungen von Führungskräften
4. Kontinuierliche Einbindung sicherstellen
Dekarbonisierung ist ein fortlaufender Prozess, der regelmäßig überprüft und weiterentwickelt werden muss. Deshalb sollte Nachhaltigkeit langfristig in die Unternehmensstrategie integriert sein – und das Führungsgremium aktiv eingebunden bleiben.
Ein effektiver Ansatz ist die Einrichtung eines Lenkungsausschusses für Dekarbonisierung mit Vertreter:innen aus der Geschäftsleitung. Diese Arbeitsgruppe könnte sich aus Nachhaltigkeitsexpert:innen, Führungskräften und weiteren relevanten Stakeholdern zusammensetzen. Ein vierteljährliches Meeting stellt sicher, dass der Fortschritt regelmäßig überprüft wird und bei Bedarf zusätzliche Ressourcen bereitgestellt werden. Zudem stärkt es das Engagement der Führungsebene, indem es Dekarbonisierung als zentrales Thema in den Unternehmensentscheidungen verankert.
Neben regelmäßigen Meetings ist es ebenso wichtig, Erfolge sichtbar zu machen. Schnell erzielte Fortschritte („Quick Wins“) sollten aktiv kommuniziert werden, um die Motivation hochzuhalten und Dynamik zu schaffen.
Durch einen strukturierten Ansatz, faktenbasierte Argumentation und die Sicherstellung von der Unterstützung durch die Führungskräfte kann Ihr Nachhaltigkeitsteam den Wandel effektiv vorantreiben. Entscheidend für eine erfolgreiche Dekarbonisierungsstrategie ist eine kontinuierliche Einbindung der Führungsebene sowie die Fähigkeit, sich an neue Entwicklungen anzupassen.