Etwa mit Abschluss Ihrer ersten Corporate Carbon Footprint-Bilanz (d. h. der Berechnung Ihrer Emissionen für ein volles Jahr) beginnt in der Regel der Prozess der Zielsetzung zur Emissionsreduktion.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass Dekarbonisierungsziele in unterschiedlichen Formen auftreten. Je nach Organisation, Ausgangssituation und Ambition eignen sich bestimmte Zieltypen besser als andere.
Die erste Kategorisierung bezieht sich auf den Zeitraum des Ziels, wobei zwischen „kurzfristigen“ und „langfristigen“ Zielen unterschieden wird. Die zweite Kategorisierung ist, ob ein Ziel ein „wissenschaftlich fundiertes“ Ziel ist oder nicht. „Wissenschaftlich fundiert“ ist ein Begriff, der an die verschiedenen Zieltypen gemäß den Kriterien der Science Based Targets Initiative (SBTi) angehängt wird.
Kurzfristige und langfristige Ziele
Die wissenschaffentlichen Erkenntnisse, auf denen das Pariser Klimaabkommens beruht, haben gezeigt, dass Unternehmen ihre Emissionen bis 2030 im Wesentlichen halbieren müssen, um die schlimmsten Auswirkungen der globalen Erwärmung zu vermeiden. Genauer gesagt haben Klimawissenschaftler festgestellt, dass die Emissionen des Privatsektors bis 2030 um 42 % reduziert werden müssen, um eine globale Erwärmung von 1,5 °C über den vorindustriellen Niveaus zu verhindern. Für kurzfristige Ziele wird daher 2030 als Zieljahr verwendet.
Langfristige Ziele hingegen spiegeln die Emissionsreduktionen wider, die erforderlich sind, um bis 2050 Netto-Null zu erreichen und sicherzustellen, dass die globalen Temperaturen innerhalb der 1,5 °C-Grenze bleiben. Netto-Null zu erreichen bedeutet, die direkten Emissionen (Scope 1, 2 und 3) so nah wie möglich auf null zu reduzieren, wobei alle verbleibenden Emissionen neutralisiert werden.
Obwohl Netto-Null-Ziele einen langfristigeren Weg darstellen als kurzfristige Ziele, sollte die Entwicklung von Netto-Null-Zielen für 2050 auch die Entwicklung von kurzfristigen Zielen für 2030 umfassen. Plan A bietet hier einen detaillierten Leitfaden zur Netto-Null-Reise.
Absolute Reduktionsziele
Absolute Reduktionsziele verwenden die Gesamtemissionen als ihren wichtigsten Kennwert. In dieser Hinsicht spiegeln sie eine prozentuale Reduktion der Emissionen bis zu einem Zieljahr wider.
Beispiel:
Die Gesamtemissionen von Unternehmen A in den Scopes 1, 2 und 3 im Jahr 2021 betragen 87 Tonnen CO2e.
Sie folgen der wissenschaftlichen Empfehlung, diese Emissionen bis 2030 um 50 % zu reduzieren, was bedeutet, dass ihre Ziel-Emissionen für 2030 43,5 Tonnen CO2e betragen.
Das Setzen eines absoluten Reduktionsziels beinhaltet also ein Engagement zur Reduzierung der Klimaauswirkungen Ihres Unternehmens durch Verringerung Ihrer Gesamtemissionen, entweder insgesamt oder für spezifische Scopes. Dies unterscheidet sich von Intensitätszielen (siehe unten), die darauf abzielen, die Effizienz zu steigern, indem Emissionen pro Mitarbeiter:in oder pro Jahresumsatz reduziert werden und ein Greenwashing-Risiko mit sich bringen.
Absolute Reduktionsziele können sowohl unter die Kategorien „wissenschaftlich fundierte“ als auch „nicht-wissenschaftlich fundierte“ Ziele fallen, abhängig von ihrem Ambitionsgrad.
Wissenschaftlich fundierte Ziele
Wissenschaftlich fundierte Ziele (SBTs) bieten einen klaren Weg für Unternehmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Ziele sind wissenschaftlich fundiert, wenn sie mit der Klimawissenschaft des Pariser Klimaabkommens übereinstimmen, das die Notwendigkeit postuliert, die globale Erwärmung auf 1,5 °C über den vorindustriellen Niveaus zu begrenzen. Darüber hinaus sind wissenschaftlich fundierte Ziele eine solide Grundlage für die klimabezogenen Strategien, die Unternehmensführung und die Maßnahmen der Unternehmen, um zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu wechseln.
Die Science Based Targets Initiative (SBTi)
Die Science Based Targets Initiative (SBTi) hat sektorspezifische Leitlinien entwickelt, damit Unternehmen ihre Emissionen im Einklang mit den Richtlinien des Pariser Klimaabkommens reduzieren können. Die SBTi leitet a) die Entwicklung wissenschaftlich fundierter Ziele und b) validiert die Ziele von Unternehmen, die ihre Ziele der SBTi offenlegen möchten.
Dies bedeutet, dass Sie ein wissenschaftlich fundiertes Ziel festlegen können, indem Sie die Richtlinien der SBTi befolgen und optional wählen, dies als zusätzlichen Schritt zu registrieren. Der fünfstufige Prozess der SBTi für Verpflichtung und Validierung ist in „Soll ich mein Ziel mit der SBTi validieren?“ beschrieben.
„Minimum Ambition Thresholds“ für wissenschaftlich fundierte Ziele
In allen Wirtschaftssektoren setzt die SBTi „Minimum Ambition Thresholds“, wörtlich übersetzt also Mindestambitionsschwellen. Diese Schwellen legen die Emissionen fest, die Unternehmen reduzieren müssen, um die globale Erwärmung auf 1,5 °C über den vorindustriellen Niveaus zu begrenzen, und sie qualifizieren ein Ziel als „wissenschaftlich fundiert“.
Laut SBTi muss ein wissenschaftlich fundiertes Ziel die gesamten Scope 1- und 2-Emissionen des Unternehmens abdecken, wie sie im GHG Protocol definiert sind. Ein Scope-3-Ziel ist erforderlich, wenn die relevanten Scope-3-Emissionen des Unternehmens 40 % oder mehr der Gesamtemissionen ausmachen. Besondere Anforderungen gelten für spezifische Branchen, wie den Verkauf oder die Verteilung von Erdgas und/oder anderen fossilen Brennstoffen.
Die SBTi erkennt an, dass Scope-3-Emissionen typischerweise die am schwierigsten zu reduzieren sind, daher sind die Mindestambitionsschwellen für Scope 3 niedriger als für Scope 1 und 2. Für kurzfristige Ziele in Scope 1 und 2 beträgt die Mindestambition eine Reduktion um 42 % bis 2030 für die Basisjahre 2020 und später. Für Scope 3 liegt die Mindestambition bei einer Reduktion um 25 % bis 2030 für die Basisjahre 2020 und später.
Wissenschaftlich fundierte Ziele sind in der Regel die ehrgeizigsten Zieltypen. Es gibt manchmal Ausnahmen, aber im Allgemeinen reduzieren SBTs über die Zeit die höchsten Emissionen.
Zeitrahmen für wissenschaftlich fundierte Ziele
Ein wissenschaftlich fundiertes Ziel muss einen Zeitraum von mindestens 5 und maximal 10 Jahren ab dem Datum abdecken, an dem das Ziel zur SBTi zur Validierung eingereicht wird. Das Basisjahr darf nicht früher als 2015 sein.
Wissenschaftlich fundierte Ziele für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
Als Reaktion auf Bedenken hinsichtlich des Mangels an Fähigkeiten oder Kapazitäten von KMU führte die SBTi die „SME Route“ („KMU-Weg“; SME = Small and Medium Enterprises − Kleine und mittlere Unternehmen) zur Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele ein. Die SBTi definiert ein SME/KMU als:
Ein nicht konzernangehöriges, unabhängiges Unternehmen
Mit weniger als 500 Mitarbeitern
Keine Finanzinstitution und
Kein Unternehmen aus der Öl- und Gasbranche / gehört nicht zum Sektor fossiler Brennstoffe
Der KMU-Weg erfordert von KMUs nicht, Ziele für Scope-3-Emissionen festzulegen, sondern sich zu verpflichten, diese zu messen und zu reduzieren.
Arten wissenschaftlich fundierter Ziele
Die SBTi beschreibt drei verschiedene Methoden zur Festlegung eines Ziels. Ihre Anwendbarkeit variiert je nach den jeweiligen Geschäftskontexten und den Scopes der Emissionen, für die Ziele festgelegt werden sollen. Die drei Methoden heißen:
Absolute Emissions Contraction (Absolute Emissionsreduktion)
Sectoral Decarbonisation Approach (Sektoraler Dekarbonisierungsansatz)
Economic Intensity Contraction (Wirtschaftliche Intensitätskontraktion − nur für Scope 3)
Absolute Emissionsreduktion
Die absolute Emissionsreduktion bezieht sich auf den oben genannten Pfad zur absoluten Emissionsreduktion. Dies ist der primäre Typ wissenschaftlich fundierter Ziele, den die meisten Unternehmen verwenden sollten. Die Hauptausnahmen sind Unternehmen in Sektoren, auf die der sektorale Dekarbonisierungsansatz (siehe unten) zutrifft.
Damit ein absolutes Reduktionsziel als wissenschaftlich fundiert betrachtet wird, ist eine jährliche Emissionsreduktion von mindestens 4,2 % erforderlich, und das Ziel muss einen Zeitraum von mindestens 5 und maximal 10 Jahren (zuvor 15 Jahre; V5 gültig seit dem 15. Juli 2022) ab dem Datum der öffentlichen Bekanntgabe des Ziels abdecken.
Beispiel für ein festgelegtes absolutes Ziel (entnommen aus Seite 18 des SBTi Corporate Manual):
CVS verpflichtet sich, die absoluten Scope-1- und 2-Treibhausgasemissionen bis 2030 um 47 % im Vergleich zum Basisjahr 2019 zu reduzieren. CVS verpflichtet sich außerdem, die absoluten Scope-3-Treibhausgasemissionen aus eingekauften Waren und Dienstleistungen bis 2030 um 47 % im Vergleich zu einem Basisjahr 2019 zu reduzieren.
Sektoraler Dekarbonisierungsansatz
Der sektorale Dekarbonisierungsansatz (SDA) ist ein Verfahren zur Festlegung physischer Intensitätsziele. Diese definieren Emissionsreduktionen relativ zu einer bestimmten Geschäftskennzahl (z. B. Tonnen CO2e pro Tonne Produkt oder erzeugter GWh). Der SDA geht von einer Konvergenz der Emissionsintensität wichtiger Sektoren bis 2050 aus, was bedeutet, dass die Emissionen im gesamten jeweiligen Sektor auf dasselbe Niveau angeglichen werden.
Der SDA ist anwendbar auf die folgenden Sektoren:
Energieerzeugung
Eisen und Stahl
Aluminium
Zement
Papier und Zellstoff
Dienstleistungen/Gewerbebau
Transport
Passagier- und Frachtverkehr
Hersteller von Straßenfahrzeugen
Luftfahrt
Um den SDA zu nutzen, benötigt ein Unternehmen seine Emissionsintensität im Basisjahr, das prognostizierte Aktivitätswachstum und einen Einblick in das insgesamt verfügbare CO2-Budget für seinen Sektor. Die CO2-Budgets für jeden anwendbaren Sektor sind nachfolgend dargestellt (Quelle: Sektoraler Dekarbonisierungsansatz (SDA), 2015; beachten Sie, dass "andere Branchen" nicht mehr relevant ist).
Bitte beachten Sie, dass dieser Zieltyp auf der Plan A Sustainability Platform derzeit nicht verfügbar ist; wenn Ihr Unternehmen jedoch zu einem der SDA-Sektoren gehört, kontaktieren Sie uns bitte, um zu sehen, wie wir helfen können.
Economic Intensity Contraction (Kontraktion der wirtschaftlichen Intensität) / Treibhausgasemissionen pro Wertschöpfung (GEVA) − nur Scope 3
Im Gegensatz zu physischen Intensitätszielen werden wirtschaftliche Intensitätsziele durch eine Intensitätsreduktion von Tonnen CO2e pro $ an Wertschöpfung formuliert. Die GEVA-Methode ist eine spezifische wirtschaftliche Intensitätsreduktionsmethode, die eine Reduktion der GEVA eines Unternehmens um 7 % pro Jahr erfordert.
Wirtschaftliche Intensitätsziele gelten allgemein als weniger robust als absolute und physische Intensitätsmethoden. Laut SBTi ist GEVA daher nur eine Option zur Festlegung von Scope-3-Zielen. Absolute Emissionsreduktionen oder Ziele im Rahmen des sektoralen Dekarbonisierungsansatzes sind daher vorzuziehen.
Die GEVA-Methode wird auf der Plan A Sustainability Platform derzeit nicht unterstützt; jedoch kontaktieren Sie uns bitte, wenn Sie Informationen darüber wünschen, wie wir Sie bei der Entwicklung eines GEVA-Ziels unterstützen können.
Ansätze mit nicht wissenschaftlich fundierten Zielen
Absolute Emissionsreduktionen können oft äußerst schwierig zu erreichen sein, insbesondere wenn das Unternehmen jung und in einer Wachstumsphase ist. Während die Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele vorzuziehen ist, glauben wir, dass die Festlegung eines weniger ambitionierten absoluten Reduktionsziels besser ist als überhaupt kein Ziel.
Nicht wissenschaftlich fundierte absolute Reduktionsziele
Wie oben beschrieben, sind absolute Reduktionsziele ein Engagement zur Reduzierung der Klimaauswirkungen Ihrer Organisation durch Verringerung Ihrer Gesamtemissionen – entweder insgesamt oder pro Scope – um einen bestimmten Prozentsatz innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens.
Wie oben beschrieben, sind absolute Reduktionsziele ein Engagement zur Reduzierung der Klimaauswirkungen Ihres Unternehmens durch Verringerung Ihrer Gesamtemissionen – entweder insgesamt oder pro Scope – um einen bestimmten Prozentsatz innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens.
Diese können auch festgelegt werden, wenn sie nicht die Ambitionsniveaus wissenschaftlich fundierter Ziele (42 % Reduktion bis 2030 für die Scopes 1 und 2 sowie 25 % für Scope 3) erreichen.
Intensitätsziele
Intensitätsziele beinhalten ein Engagement zur Reduzierung der Emissionen relativ zu einer wirtschaftlichen oder betrieblichen Variable wie der Anzahl der Vollzeitäquivalente (VZÄ), dem Umsatz oder pro produziertem Produkt.
Ein Intensitätsziel könnte zum Beispiel wie folgt aussehen:
Reduktion der Emissionsintensität pro Vollzeitäquivalent (VZÄ) um 10 % bis 2025 im Vergleich zu den Werten von 2021.
Reduktion der Emissionsintensität pro 1 Million $ Umsatz um 15 % bis 2025 im Vergleich zu den Werten von 2021.
Reduktion der Emissionsintensität pro produziertem Produkt um 10 % bis 2025 im Vergleich zu den Werten von 2021.
Die ausschließliche Annahme von Intensitätszielen wird häufig mit Greenwashing in Verbindung gebracht, insbesondere wenn dies von großen Unternehmen mit einem signifikanten CO2-Fußabdruck durchgeführt wird, da dies ein Engagement bedeutet, effizienter aus der Sicht der Treibhausgasemissionen zu werden, während gleichzeitig Spielraum für Emissionen bleibt, die unbegrenzt weiter steigen können.
Beispiel
Wenn wir das Ziel "Reduktion der Emissionsintensität pro Vollzeitäquivalent (VZÄ) um 10 % bis 2025 im Vergleich zu den Werten von 2021" betrachten, können wir sehen, wie Intensitätsreduzierungen im Vergleich zu absoluten Reduzierungen aussehen.
Angenommen, Unternehmen A startet mit Gesamtemissionen von 58 Tonnen CO2e im Jahr 2021 und 100 Mitarbeiter:innen und hat somit eine Emissionsintensität pro Mitarbeiter:in von 0,58 Tonnen CO2e/Mitarbeiter:in. Basierend auf der erwarteten Wachstumsrate von 15 % bei der Mitarbeiter:innenzahl erwartet Unternehmen A bis 2025 insgesamt 175 Mitarbeiter:innen.
Wenn Unternehmen A weiterhin business as usual betreibt, was bedeutet, dass die Emissionsintensität pro Mitarbeiter:in in den folgenden Jahren gleich bleibt, wird erwartet, dass das Unternehmen A einen Unternehmerischen CO2-Fußabdruck von ungefähr 175 * 0,58 = 101 Tonnen CO2e hat. Das folgende Diagramm veranschaulicht diese Entwicklung:
Das Emissionsintensitätsziel für 2025 beträgt jedoch 0,522 Tonnen CO2e/Mitarbeiter:in. Mit dem prognostizierten Mitarbeiter:innenwachstum strebt Unternehmen A daher einen gesamten Unternehmens-CO2-Fußabdruck von 91 Tonnen CO2e im Jahr 2025 an.
Die jährliche Reduktionsrate der Emissionsintensität beträgt ungefähr -2,6 %. Dementsprechend sieht der Pfad zur Reduzierung der Emissionsintensität von Unternehmen A bis 2025 wie folgt aus:
Wie das Diagramm zeigt, wird mit einem absoluten Anstieg von ~ 57 % der Gesamtemissionen gerechnet, obwohl Unternehmen A versprochen hat, die Intensität seiner gesamten Emissionen zu reduzieren.